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Die gesellschaftlichen Kosten wirtschaftlichen Niedergangs

Finanzierung: DFG

Laufzeit: 2021 bis 2023

Projektteam: Juniorprofessor Dr. Andreas Lichter (Antragsteller)

Kooperationspartner: Dr. Max Löffler (Maastricht University)

 

Kurzbeschreibung

Untersucht wird, inwieweit das Erstarken populistischer Parteien in Ostdeutschland auf die dortigen tiefgreifenden und langanhaltenden wirtschaftlichen Verwerfungen in den frühen Jahren der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland zurückzuführen ist. Eine Vielzahl aktueller Beiträge argumentiert, dass die unerwarteten und tiefen ökonomischen Einschnitte für die ostdeutsche Bevölkerung eine dauerhafte und sich verstärkende Stimmung von gefühlter politischer Vernachlässigung, Frustration und ökonomischer Unsicherheit ausgelöst hätte, die heute wiederum als Nährboden populistischer Parteien dient. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, diese Hypothese mittels detaillierter Regionaldaten und modernster empirischer Methoden zu überprüfen. Als Datengrundlage dienen hierbei verschiedene administrative Datensätze zur Beschäftigungsstruktur ostdeutscher Gemeinden aus der Zeit der DDR und der wiedervereinigten Bundesrepublik. Diese Daten sollen zunächst miteinander verbunden und harmonisiert werden, so dass eine detaillierte Betrachtung der lokalen ostdeutschen Wirtschaftsentwicklung über die Zeit möglich ist. Auf Basis des erstellten Datensatz soll dann zunächst empirisch überprüft werden, inwiefern sich die wirtschaftlichen Verwerfungen im Zuge der Wiedervereinigung lokal innerhalb des Ostens über die Zeit hinweg unterschieden haben. Da die Industriestruktur der DDR regional stark variierte, erwarten wir, dass der ``ökonomische Schock der Wiedervereinigung“ auf lokaler Ebene tatsächlich sehr unterschiedlich ausfiel. Denn während gewisse ostdeutsche Industrien (beinahe) das Niveau westdeutscher Konkurrenten erreichten, waren andere bemerkenswert unproduktiv. Wir operationalisieren unsere Hypothese auf Basis existierender Produktivitätsmaße für West- und Ost-Industrien in den 1980er-Jahren und berechnen für jede ostdeutsche Gemeinde ihre implizierte Produktivitätsdifferenz zum Westen im Jahr 1989. Wir testen daran anschließend, inwiefern dieses Maß die Entwicklung des lokalen Beschäftigungsniveaus einzelner Gemeinden nach der Wiedervereinigung beschreiben kann, um die Bedeutung unterschiedlicher lokaler Industriestrukturen für das Ausmaß der lokalen ökonomischen Verwerfungen durch die Wiedervereinigung konkret abschätzen zu können. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen untersuchen wir dann im letzten Teil des Forschungsprojektes, ob regionale Unterschiede im Ausmaß der wirtschaftlichen Verwerfungen in den frühen 90er-Jahren die Wahlerfolge populistischer Parteien in Ostdeutschland seit Mitte der 2010er Jahre tatsächlich erklären können. Eine simple Korrelation dieser beiden Variablen erlaubt hierbei jedoch keine kausalen Rückschlüsse. Kausalität soll daher mittels einer sogenannten Instrumental Variables Strategie erzielt werden. Hierbei isolieren wir letztlich den Teil der Variation im Ausmaß wirtschaftlicher Verwerfungen, der auf historische Unterschiede in der Industriestruktur einzelner Gemeinden.

Verantwortlichkeit: